Natascha Wodin, geboren am 8. 12. 1945 als Tochter verschleppter russischer Zwangsarbeiter in Fürth, ist in Nürnberg und Forchheim aufgewachsen. Nach dem Tod ihrer Mutter lebte sie fünf Jahre lang in einem katholischen Kloster in Bamberg. Nach den ersten Lebensjahren im einsprachig russischen Flüchtlingsmilieu lernte sie Deutsch ab Schulbeginn im Alter von knapp sechs Jahren. Wodin ist ausgebildete Übersetzerin und Dolmetscherin für Russisch. Ihre Übersetzertätigkeit umfasst unter anderem Übertragungen von russischer Lyrik und Romanen von Venedikt Erofeev, Evgenija Ginsburg und Andrej Bitov. Nach mehrjähriger Tätigkeit in diesen Berufen und häufigen Aufenthalten in Ländern der Sowjetunion lebt sie seit 1981 als freie Schriftstellerin. Wodins literarische Arbeit ist durch mehrere Aufenthaltsstipendien gefördert worden, so zum Beispiel 1988 für das Künstlerhaus Edenkoben und von Dezember 1990 bis November 1991 für die Akademie Schloss Solitude. Seit 1993 lebt Natascha Wodin in Berlin.
* 8. Dezember 1945
von Petra Thore
Essay
Natascha Wodin ist eine Repräsentantin der interkulturellen deutschsprachigen Literatur. Obwohl ihre Muttersprache Russisch ist, schreibt sie ausschließlich in deutscher Sprache. Dennoch sind ihre Kernthemen ausgelöst von ihrer durch die Herkunft zwangsläufig hervorgerufenen Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität und geprägt von Fragen nach einer Identität, die sich in geografischen und sprachlichen Grenzüberschreitungen entwickelt, von Fragen nach Zugehörigkeit und Außenseitertum ...